Ludwig und sein HUMUS

a bisserl Theorie muss sein!

Ludwig Moosmüller aus Göttersberg sucht seit mehr als zehn Jahren zusammen mit etlichen Interessierten mit gärtnerischen Ambitionen neue Wege im biointensiven Gemüseanbau. Parallel dazu geht es ihm bei seiner Rinderhaltung weniger um Milch und Fleischertrag, sondern die Lebewesen im Rinderfladen haben es ihm angetan. Er nutzt diese wiederum im Sinne eines ökologischen Kreislaufs im Gemüseanbau.
Bei unserem Besuch im Juli 2022 auf seinem Hof konnten wir zunächst seine Rinderzucht bewundern. Seine extensiv gehaltenen Rinder hinterlassen täglich neben 50 Liter Jauche auch 10 bis 12 Rinderfladen für den Ökologischen Kreislauf. Die Rinderfladen werden mit der Einstreu zu Rindermistkompost und etwas später zu Dauerhumus (C/N Verhältnis 30/1) veredelt.
Mit viel Herzblut stimmte uns Ludwig im weiteren Abend auf seine Vision einer regionalen, Dünger- und Chemiefreien Anbaukultur ein.


Ludwigs Intention ist es, den Humusgehalt im Boden erhöhen, die organische Substanz die eine entscheidende Rolle dabei spielt, zu verbessern, um damit Auswirkungen auf die physikalischen Eigenschaften zu erreichen. Die Wasserinfiltration, die Wasserspeicherkapazität sowie die Luft- und Wasserversorgung werden verbessert, eine erhöhte Nährstoffdynamik stellt sich ein. Der Boden wird darüber hinaus resilienter, d.h. fähiger, negative Einflüsse wie Trockenheit, Pestizidbefall, Verdichtung und raue Temperaturen zu beherrschen. Im Gemeinschaftsgarten erklärte uns Ludwig wie Rindermistkompost und Dauerhumus hergestellt wird.

Aufwertung des Humus- Ludwigs Strategie- und Zukunftsdenken

Ludwigs Hauptanliegen ist es also, den Humus sukzessive aufzubauen. Dazu dient der Stallmist, der ganz sicher der beste Dünger ist, da man ihn wie einen riesigen Bungalow für unzählige Insekten und Kleinstlebewesen betrachten kann. Ludwig nutzt seinen Rinderstallmist zielgerichtet, indem er ihn mit organischer Substanz vermischt und auf die Hügelbeete verteilt. Aus einem Rinderfladen kommen pro Jahr und Rind ca. 120 kg Biomasse an Insekten. Auf diese Weise sammeln sich im Schafflerhof und im Gemeinschaftsgarten viele Lebewesen an. Mit großer Überzeugung sagt er, damit etwas für die nachfolgende Generation tun zu wollen.

Was ist die Quintessenz seiner Strategie?

Die Beschaffenheit des Bodens wird nachweislich angereichert, die Ertragsfähigkeit gesteigert, da der Boden erwärmt und der Sauerstoffgehalt erhöht wird. Ein Reingewinn für den Götterberger Gemeinschaftsgarten und zusätzlich fürs regionale Klima!
Die Gartenparzellen, die Hügelbeete benötigen durch die besondere Bodenbeschaffenheit kaum Bewässerung, die Böden bleiben stets sehr feucht.
Auch kommt die Gartengemeinschaft ohne Chemie und Dünger aus, nach Möglichkeit auch ohne Zukauf von fremdem Saatgut. Die Parzellen sind in vier Pflanzengruppen aufgeteilt, die Kulturen wechseln jährlich.
Sein Projekt ist im weitesten Sinn „enkeltauglich“ weil es zugleich

  • nachhaltig
  • dauerhaft
  • zukunftsfähig
  • Klima fördernd
  • und für die Zukunft seiner und unserer Kinder und Enkelkinder gedacht ist!

Der „Gemeinschaftsgarten Göttersberg“ mit wenig Arbeitsaufwand und Energie, ohne Zukauf von Dünger und Chemie gesunde Vielfalt ernten- eine großartige Idee!
Eine Idee, die Nachmacher unter den Landwirten sucht??.
Spannend deshalb auch, wie die 14 Parzellenbesitzer auf dem mehrere ha umfassenden Gelände die Götterberger Vision mit Leben und Ertrag und vor allem mit Begeisterung füllen. Ludwig liefert den Freizeitgärtner sozusagen die Hardware- in Form von Parzellen , Humus, Mulchmaterial und Werkzeug. Mithilfe des Gärtnermeisters Thomas Pummerer entwickelt die Gartengruppe dann die Software dazu. Was wird wo, wann, wie gesät, gepflanzt, gepflegt, geerntet?
Dabei fallen neben wiederkehrenden Team- und Lagebesprechungen im Jahreslauf, für jeden Mitgärtnern verschiedene Aufgaben an:

  • Schnecken und Wühlmaus im Schach halten
  • Hügel ausgrasen und zum Säen und Pflanzen vorbereiten
  • Unkraut entfernen
  • In Ausnahmefällen bewässern
  • Mulchen
  • Tomaten aufbinden, ausgeizen
  • Ernten
  • Einlagern, verarbeiten

Was wird angebaut?

Zurzeit werden bis zu 65 verschiedenen Kulturen an Salat und Gemüse auf Hügelbeeten gesät und gepflanzt. Zusätzlich stehen 100 verschiedene Obstbäume und etliche Sträucher und Kräuter zum saisonalen Abernten bereit.

Wie funktioniert der Gemeinschaftsgarten?

„Gemeinsam geht es besser als einsam,“ nach dem Motto läuft der Gemeinschaftsgarten seit Jahren in besonderer Weise. Jeder Parzellenbesitzer zahlt seinen jährlichen Beitrag und bringt zusätzlich seine Arbeitsleistung ein. Und macht man’s richtig gut?. kann stolz geerntet werden.
Neben vielen tollen Tipps und Lernmöglichkeiten im Gemüseanbau ist der vielfältige, gesunde und vor allem hochwertige Ertrag vielversprechend, das Miteinander aber unbezahlbar.
Beeindruckend, welches Herzensanliegen des auf Nachhaltigkeit bauenden Landwirts Ludwig Moosmüller dahintersteht!

Wir bedanken uns ganz herzlich für den Rundgang und die vielen Einblicke in deine landwirtschaftlichen Überlegungen, lieber Ludwig!


Einfach überwältigend war das herrliche Büfett mit Erzeugnissen aus dem Garten, das diesen wunderbaren, hochinteressanten Sommerabend auf ganz besondere Art gekrönt hat! Danke auch an deine Frau, die dafür verantwortlich war.